Familienalltag,  Gesundheit

Maskenpflicht zum schlechtesten Zeitpunkt abgeschafft

An diesem Wochenende schreibe ich von der Pflegefront. Die beiden Jüngeren husten und niesen um die Wette. Ich reiche also ununterbrochen Taschentücher und Erkältungs-Tee mit Honig. Später gibt’s noch ein Hühnersüppchen – ein Geheimtipp meiner Oma. Auch wenn der Taschentücher-Verbrauch immens ist: Fieber haben die Beiden bisher nicht. Und sie hängen auch nicht in den Seilen. Zum Glück! Denn mir ist aktuell absolut nicht nach einem Kinderarzt- oder (im schlimmsten Fall) nach einem Krankenhaus-Besuch zumute. Wie es da aussieht, hat Tanja erst vor ein paar Tagen beschrieben. Immerhin: In der Notaufnahme wurde die Maskenpflicht noch nicht abgeschafft.

Kleiner Rückblick in den Herbst

Als ich ihre Zeilen las, war ich entsetzt. Im Herbst musste ich mit meinem Ältesten wegen einer Platzwunde für einen Kurzbesuch in die Notaufnahme des Schwabinger Kinderkrankenhauses. Uns gegenüber saß eine Familie mit einem kleinen Kind, das die Ärzte gern über Nacht im Krankenhaus behalten und beobachtet hätten. Das Problem: In ganz München gab es kein freies Bett. Die Eltern waren völlig fertig, als sie hörten, dass man ihr Kind nach Augsburg verlegen müsse. Augsburg ist eine Dreiviertelstunde Fahrzeit von München entfernt. Ein paar Monate später ist diese Situation nicht nur Standard. Sie ist – auch dank RS- und Grippewelle – sogar noch viel schlimmer geworden. Kinder müssen über Landesgrenzen hinweg transportiert werden, um im Kinderkrankenhaus versorgt werden zu können!

Wir Eltern blenden die Situation aus

Tanja hat recht, wenn sie sich fragt, warum da der Aufschrei von uns Eltern eigentlich ausbleibt. Ich stelle mal eine Theorie auf: Wir sind alle noch müde und geschlaucht von den letzten drei Corona-Jahren. Wir wünschen uns verzweifelt Normalität für unsere Kinder. Eine katastrophale Versorgungslage in den Krankenhäusern und volle Wartezimmer in Arztpraxen blenden wir derzeit aus. Das geht genau so lange gut, bis man dann doch mit seinem Kind im Wartezimmer oder in der Notaufnahme sitzt.

Gegen das strukturelle Problem, das zu dieser Situation geführt hat, können wir auf die Schnelle nicht viel tun. Was aber helfen würde, um die Zahl der Patienten mit Atemwegserkrankungen so gering wie möglich zu halten, wäre das konsequente Tragen von Masken. So hätten sämtliche Erkältungsviren weniger Möglichkeiten, sich zu verteilen. Stattdessen wurde auch das letzte bisschen Schutz fallen gelassen. Die Maskenpflicht in Bayern wurde nun auch für den öffentlichen Nahverkehr an den Nagel gehängt. In einem Moment, in dem Deutschland-weit die Krankenhäuser überfüllt sind! Ja, die Corona-Zahlen sind niedrig. Aber für sämtliche andere Viren sind unsere Kinder und wir nun ein gefundenes Fressen. Und das lassen wir auch noch zu, indem wir die Masken komplett ablegen!

Die Mär von der Freiwilligkeit

Die FDP pocht ja bekanntermaßen auf das Prinzip der Freiwilligkeit. Wer Maske tragen möchte, kann das gerne auch weiterhin tun, heißt es da. Auch CSU-Chef Söder ist dieser Meinung Bei solchen Argumenten wird mir immer übel. Sie zeigen nämlich ein beträchtliches Maß an Ignoranz. Ich bemühe da mal ein innerfamiliäres Beispiel: Sohn Nummer 2 hatte kürzlich erneut eine Corona-Infektion. Sie verlief mild und er war schon nach wenigen Tagen wieder negativ. In dieser Zeit habe ich meine Teenie-Kinder mit FFP-2-Maske in die Schule geschickt. Damit fielen sie auf, denn Maske trägt in ihrer Schule freiwillig fast niemand mehr. „Digger, zieh mal die Maske aus!“ bekamen sie zu hören. Oder „Bring doch eh nichts, das Ding!“. Die beiden stecken mitten in der Pubertät. Da ist Auffallen und „gegen den Strom schwimmen“ das letzte, was man will. Sie kriegen schon die Krise, wenn sie morgens mit bunten Socken (= peinlich) in die Schule gehen müssen, weil die einfarbigen alle in der Wäsche sind. Freiwilligkeit, liebe Politiker? Hahahaha!

Zum Thema „Schlechter Zeitpunkt, die Maske fallen zu lassen“, gibt es übrigens einen interessanten Beitrag bei der Süddeutschen Zeitung.

Mutter von Vieren und brennt als solche für Familienthemen, schreibt gern, liest gern, arbeitet als Online-Redakteurin, ist Multitasking-geübt, mag Sci-Fi, hasst Rosenkohl, aufgewachsen in Nordhessen, beheimatet im schönen Unterföhring in Bayern. Mit Tanja teilt sie die Abneigung gegenüber Ungerechtigkeiten jedweder Art.

Ein Kommentar

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.