Buchtipp: Was Männer kosten – der hohe Preis des Patriarchats
In der vergangenen Woche nahmen Tanja und ich an einem Online-Vortrag der VHS München-Nord teil, den CiaoCacao mit organisiert hat. Autor Boris von Heesen, tätig als Männerberater, stellte sein Buch „Was Männer kosten – Der hohe Preis des Patriarchats“ vor. Im Vorfeld schwangen wir via Social Media die Werbetrommel für den Vortrag und stellten fest: Der Titel provoziert. Viele Männer fühlen sich dadurch angegriffen und keilen in teilweise aggressiver Art und Weise zurück. „Ich weiß seit der Buch-Veröffentlichung was Shitstorm bedeutet“, bestätigte von Heesen selbst unsere Beobachtung.
Er habe mit dem provokanten Titel Aufmerksamkeit erregen wollen. „Der Plan ging auf“, so von Heesen.
„Was Männer kosten“ ist im Grunde eine Untersuchung verschiedener amtlicher Statistiken. So wertete der Autor u.a. Daten zu Gefängnisaufenthalten, häuslicher Gewalt, Sucht, Wirtschaftskriminalität und Verkehrsunfällen aus und stellte fest: Männer verursachen in all diesen Bereichen deutlich höhere Kosten als Frauen. Insgesamt kommt er auf die Summe von 63,5 Mrd. Euro jährlich. Und jetzt bitte mal alle das Kopfkino aktivieren. 63,5 Milliarden Euro! Im Jahr! Was ließe sich damit nicht alles bewirken!
Was lässt sich gegen diese Kosten unternehmen?
Für mich ein Highlight des Vortags: Von Heesens Ideen, wie sich diesen Kosten entgegenwirken lässt. Er schlägt zum Beispiel einen digitalen Gleichstellungsmonitor vor. Super Idee, finde ich! Da sähe man dann auf einen Klick Zahlen zu den Gender Gaps oder die Kosten ungesunden Verhaltens.
Eine weiterer Appell von Heesens: Rollenstereotype müssen abgebaut werden. Warum nicht in TV-Formaten wie Heidi Klums „Germanys next Top-Modell“ einen gut sichtbaren Hinweis „Achtung, Sendung bedient Rollenstereotype“ einblenden, schlägt er vor. Auch eine super Idee, finde ich. Auch wenn Heidi Klum sie vielleicht ein klitzekleines bisschen radikal fände 😉.
Steckbrief
Boris von Heesen ist studierter Wirtschaftswissenschaftler, Autor und Referent. Aktuell ist er als Männerberater und als geschäftsführender Vorstand eines Jugendhilfeträgers in Hessen tätig.
Was in dem Buch noch thematisiert wird: Männer profitieren nicht nur vom Patriarchat. Laut von Heesen leiden sie auch darunter. Zum Beispiel darunter, dass auf ihnen die Hauptlast der finanziellen Familienversorgung liegt, das für Kinder und zwischenmenschliche Beziehungen zu wenig Zeit bleibt und dass für das Zeigen von Gefühlen kein Platz ist.
„Was Männer kosten“ – Mein Fazit
Weil sich mit diesem Buch ein Mann für Gleichstellung stark macht, hat er auch einen anderen Blickwinkel auf die Thematik. Von Heesen plädiert für eine gleichstellungsorientierte Männerpolitik. Mit Beratungs- und Aufklärungsformaten, der Förderung aktiver Vaterschaft und Gewaltschutz auch für Männer. Mein Fazit: Absolute Buch– bzw. Hörbuch-Empfehlung. Für Frauen und Männer gleichermaßen.