Familienalltag

Demokraten, haltet zusammen!

Am vergangenen Wochenende stand ich in einer Schlange vor einem Postschalter an, als vor mir ein Streit entbrannte. Eine alte Dame mit Maske bat ein mittelaltes Paar, etwas mehr Abstand zu ihr zu halten. Die beiden reagierten feindselig. „Bestimmt eine Oma gegen Rechts“, sagte der Mann laut zu seiner Frau.

Ich war schockiert, aber nicht überrascht. Das ist wohl das neue Normal. Dass ältere Leute verbal attackiert werden – von offenkundig rechten Wählern in der Öffentlichkeit. Bei Social Media beobachte ich das gleiche – unter den Beiträgen zu den Demos gegen Rechts finden sich seitenweise Wut-Posts. 

Der Ton wird rauer

Dabei geht die Aggressivität nicht allein von den Anhängern der AfD aus. Überall wird der Ton harscher. Markus Söder schießt seit Monaten gegen die Grünen und schürt damit Ressentiments, SPD-Stammwähler ätzen gegen Merz-Symphatisanten und auf Familienfeiern spricht man nur noch über das Wetter, weil sich die (politischen) Fronten extrem verhärtet haben. 

Das ist aus verschiedenen Gründen falsch. Weil wir demokratisch denkenden Menschen dringend miteinander sprechen müssen. Nein, die Gräben sind nicht unüberwindbar zwischen mir (links-grün) und meiner Bekannten, die sich für die FDP engagiert. Auch nicht zwischen mir (immer noch links-grün) und meinen konservativen Verwandten im Sauerland. Man findet immer Themen. Und man findet auch immer den einen oder anderen gemeinsamen Nenner. 

Und die Rechten im Bekanntenkreis?

Wir müssen zusammenhalten. Um den Anderen, denen demokratische Grundwerte egal sind, etwas entgegenzusetzen. 

Apropos „die Anderen“: Mit Befürworten der AFD, und es gibt ein paar wenige in meinem Umfeld, tue ich mich sehr schwer. Mit zwei von ihnen teile ich Kindheitserinnerungen – auch schöne. In der Gegenwart (Stichwort Familienfeier) haben wir unterschiedliche Grundwerte. Und trotzdem will ich die Tür nicht ganz schließen. Vielleicht ändern sie eines Tages ihre Ansichten. Vielleicht können wir eines Tages wieder über mehr reden, als nur über das Wetter oder die gemeinsame Vergangenheit. 

Geht wählen! 

Nach der Bundestagswahl muss sich eine Koalition finden. Ob das glückt, hängt davon ab, ob Politiker noch aufeinander zugehen können. Es müssen sich außerdem Bürger:innen mit einem Kanzler arrangieren, dessen Partei  sie nicht gewählt haben. Bleibt zu hoffen, dass er das schafft, was der Orangefarbene auf der anderen Seite des Atlantiks nicht geschafft hat: andersdenkenden Menschen die Hand auszustrecken. 

Was das alles auf einem Blog rund um Familienthemen zu suchen hat? Viel, denn hier geht es um die Zukunft unserer Kinder. Und die steht gerade auf Spiel. Bleibt nur noch zu sagen: Geht am Sonntag wählen! 🫶

Mutter von Vieren und brennt als solche für Familienthemen, schreibt gern, liest gern, arbeitet als Online-Redakteurin, ist Multitasking-geübt, mag Sci-Fi, hasst Rosenkohl, aufgewachsen in Nordhessen, beheimatet im schönen Unterföhring in Bayern. Mit Tanja teilt sie die Abneigung gegenüber Ungerechtigkeiten jedweder Art.

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert