
Frauen in der Politik: Die Kurve geht nach unten
Reden wir mal wieder über Feminismus. Und zwar ganz konkret über das Foto der CDU/CSU Verhandlungsrunde mit der Bildunterschrift „Wir sind bereit für einen Politikwechsel in Deutschland“, das kurz nach der Bundestagswahl publik wurde. Ist damit eine Politik ohne Frauen gemeint, habe ich mich als erstes gefragt und als zweites, wie man ein solches Foto veröffentlichen kann, ohne sich der Außenwirkung bewusst zu sein. Von Frauen auf dem Bild fehlte jede Spur. Vielleicht hat eine von ihnen das Foto geschossen oder den Tisch für die Herren gedeckt – man weiß es nicht. Es hagelte dann auch gleich Berichterstattung und Kommentare auf Social Media. Mein Favorit war der von Anne Will: „Frauen sind doch mit gemeint“.
Frauenquote? Kein Bock!
Mehr Frauen würden mehr Gleichberechtigung bedeuten. Die weibliche Hälfte der Bevölkerung wäre angemessen vertreten.
Hätte, hätte, Fahrradkette. Viele Unionspolitiker können einer Frauenquote nichts abgewinnen. Friedrich Merz lässt immer wieder durchblicken, dass er von dem Theme im Grunde genommen die Nase voll hat.
Er halte nicht viel von einem geschlechterparitätischen 50/50 Kabinett, sagte er etwa im vergangenen Oktober und führte Ex-Verteidigungsministerin Christine Lambrecht als Beispiel an. Sie sei eine „krasse Fehlbesetzung“ gewesen.
„Die Emanzipation ist erst dann vollendet, wenn auch einmal eine total unfähige Frau in eine verantwortliche Position aufgerückt ist“, soll Schauspielerin Heidi Kabel einst gesagt haben. Ich würde noch weitergehen. Die Emanzipation ist dann vollendet, wenn das Scheitern besagter Frau nicht mehr mit ihrem Geschlecht erklärt wird.
Ja, Herr Merz. Christine Lambrecht war im oben genannten Job nicht so der Brüller. Aber wenn wir schon über Fehlbesetzungen reden, warum dann nicht auch über männliche wie zum Beispiel den Mann mit den Maskendeals?
Frauen in der Politik: Deutschland hampelt auf den hinteren Plätzen herum
Die Merz-Sicht der Dinge ist weit verbreitet. Im neugewählten Bundestag liegt der Frauenanteil bei schlappen 32,4 % (schönen Dank, liebe Konservative und Rechte). Im weltweiten Ranking von Frauen in Parlamenten belegte Deutschland schon vor der Wahl bloß Platz 47. Wir Frauen sind unterrepräsentiert im politischen Deutschland. Das ist übel, weil es zu Lasten wesentlicher Frauen-Anliegen geht.
Themen wie Bildungspolitik, Altersarmut, der Gender-Gap oder die Vereinbarkeit von Familie und Beruf kommen so nämlich (schon wieder)zu kurz. Erste (männliche) Stimmen fordern aktuell die Abschaffung des Elterngeldes.
Können Männer diese Themen nicht übernehmen?
Für diese Themen können sich doch auch Männer einsetzen, könnte man jetzt einwenden. Ja, stimmt. Das können sie. Aber wenn Frauen sich für soziale Gerechtigkeit einsetzen, ist das glaubwürdiger, als wenn hier ein Mann übernimmt. Frauen bringen Sichtweisen ein, die ansonsten unterrepräsentiert bleiben. Und politisch engagierte Frauen können Vorbilder für Geschlechtsgenossinen sein.
Warum ich das heute blogge und nicht schon vor ein paar Tagen am Internationalen Frauentag? Ich habe es bisher nicht geschafft – ich war mit Carearbeit- Frauengedöns beschäftigt.

