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Familienalltag

Lockdown mit Familie – Mein Fazit nach 3 Monaten

Drei lange Monate gehen zu Ende. Neun Wochen davon verbrachten meine beiden Großen im Homeschooling. So wie es aktuell aussieht, dürfen sie ab dem 15. März wieder die Schule besuchen – zumindest an einigen Tagen pro Woche. Mein Grundschüler ist bereits in den Wechselunterricht gestartet und der Kleinste geht seit ein paar Tagen wieder in den Kindergarten. Ich bin nach dieser langen Zeit sehr müde und sehr erschöpft. Allerdings hat uns als Familie dieser Lockdown und die damit verbundene, ständige Nähe auch irgendwie zusammengeschweißt. Was mir unterwegs abhanden gekommen ist, ist das Vertrauen in viele meiner Mitmenschen und in die Politik. Dementsprechend trist fällt mein Resümee nach 3 Monaten Lockdown mit Familie aus.


Chaos in Zahlen

  • zu Hause zu beschulende Kinder: 3
  • zu Hause zu bespaßende Kindergartenkinder: 1
  • Arbeiten im Homeoffice: 20 Stunden
  • Highlights der Woche: Da hätten wir WandaVision (angeschaut mit dem Gatten) und A Discovery of Witches (angeschaut ohne Gatten aber dafür mit einer Packung Taschentücher)
  • Lärmpegel: Ich habe standardmäßig Watte in den Ohren
  • Akkustand Nervenkostüm: Meine Nerven müssen in Reha

Hindernislauf statt Spaziergang

Was das verlorene Vertrauen angeht: Ich fand es sehr schwierig, zu sehen, wie lax die Corona-Regeln von vielen meiner Mitmenschen ausgelegt wurden. Vor ein paar Wochen machte ich mit meiner Familie einen Spaziergang um den hiesigen See. Um mich herum: Viele Menschen. Auch viele Menschen, die sich sehr nahe kamen. Ausweichen war oft richtig schwierig und der Spaziergang wurde zum regelrechten Hindernislauf. Wir kamen an einer Wiese vorbei, auf der mehrere Kinder Fußball spielten. „Wieso dürfen wir das nicht?“ wollte meine Bande wissen. Und schon waren mein Mann und ich in Erklärungsnöten.

Wir versuchten es mit „Das muss jede Familie für sich selbst entscheiden. Ihr seid sowieso schon zu Viert. Das reicht doch, um zu kicken!“. Sie haben es nicht so richtig geschluckt und wir sind schnell weitergegangen. Unsere Antwort war tatsächlich nur die halbe Wahrheit. Wir fanden es zu schwierig, mit der ganzen herauszurücken. „Ihr dürft das nicht, weil es gefährlich ist, mit 8 anderen Kinder zu spielen, die alle anschließend losziehen, um sich mit der nächsten Kindergruppe zu treffen.“

Wie ich zur Spielverderberin wurde

Wir konnten unseren Kindern während dieses Lockdowns nicht vermitteln, weshalb wir uns streng an die Regeln halten und große Teile unseres Umfelds nicht. Vor allem der Vierjährige hat es (natürlich) nicht verstanden. Er hat nicht verstanden, dass seine Freunde zu Viert auf dem Spielplatz spielen dürfen und er nicht. Wenn ich ihn dort schnell vorbeilotste, war ich die Spielverderberin und „blöde Mama“. Der 9-Jährige fragte mich einmal, warum am Geburtstag eines seiner Freunde Tante und Onkel zu Besuch kommen durften – er war am Garten des Freundes vorbeigegangen und hatte das Geburtstagsständchen gehört. „Und an meinem Geburtstag war keiner da“, schmollte er.

Was soll ich darauf antworten? Ich kann meine Kinder total verstehen. Ich will auch wieder Geburtstagspartys feiern! Und ich will auch wieder Freunde treffen! Aber ich mache es nicht, weil mir diese ganze Corona-Nummer eine Heidenangst einjagt. Und ich habe das Gefühl, dass ich mit der Bewältigung dieser Nummer komplett alleine dastehe. Meine Mitmenschen haben wahrscheinlich dasselbe Gefühl. Jeder hangelt sich so durch die Krise, wie er oder sie glaubt, dass es richtig ist. Und die Politik versagt auf ganzer Strecke. Ist überfordert – sowohl auf kommunaler, als auch auf Bundesebene.

Professionelles Homeschooling? Fehlanzeige!

Was die Schule angeht: Technische Probleme in der Mathe-Videokonferenz? Na, dann fällt sie eben aus! Mebis ist am Montag früh wegen Server-Überlastung nicht erreichbar? Dann arbeitet das Kind eben am Montagabend seine Aufgaben ab. Was soll´s. Und wenn man zwischendurch mal bei der Schule anruft, weil man nicht weiter weiß, hat man Schulangestellte am Ohr, die längst resigniert haben und Witze über das Kultusministerium reißen. Zum Glück gab es Hilfe im Netz. Ich bin inzwischen ein großer Fan von Lehrer Schmidt auf YouTube geworden.

Deutschland zeige sich angesichts der Pandemie von seiner schlechtesten Seite, las ich neulich in einem Zeitungsartikel. „Zu langsam, zu bürokratisch, zu unkreativ“. Kann ich absolut unterschreiben. Genauso nehme ich es auch wahr. Interessant wird jetzt, wie sich die Zeit nach dem Lockdown gestaltet. Können wir wieder da weitermachen, wo wir vor Corona aufgehört haben?


Wie fällt Euer Resümee aus? Lockdown mit Familie? Klappte gut oder klappte gar nicht? Schreibt gerne einen Kommentar.

Mutter von Vieren und brennt als solche für Familienthemen, schreibt gern, liest gern, arbeitet als Online-Redakteurin, ist Multitasking-geübt, mag Sci-Fi, hasst Rosenkohl, aufgewachsen in Nordhessen, beheimatet im schönen Unterföhring in Bayern. Mit Tanja teilt sie die Abneigung gegenüber Ungerechtigkeiten jedweder Art.

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