Mutmach-Tipps für Mütter: Selbstfürsorge ohne Schuldgefühle
GASTBEITRAG
Hast Du den Jahreswechsel schon verdaut? Bist du im Viereck gesprungen zwischen Weihnachtsbasaren, Weihnachtsfeiern, Wichtelrunden und der gesamten Feiertagsorga? Vor allem Mütter nehmen viel auf sich, um die Feiertage besinnlich zu gestalten und allen ein schönes Fest zu bescheren. Da bleibt wenig Zeit für eigene Besinnung!
Im Gegenteil: Sobald du dir ein paar Minuten Zeit nehmen möchtest, kommt sogar das schlechte Gewissen! Eigentlich könnte der Boden mal wieder eine Begegnung mit dem Staubsauger vertragen, die Vorratskammer könnte man auch mal checken und gleich ist auch wieder Zeit für Abendessen! Ja, es ist verdammt wenig Zeit, wenn du eine Familie managest und vielleicht sogar neben Carearbeit auch noch Erwerbsarbeit unterbringen musst. Doch es ist nicht immer die fehlende Zeit, die Mütter daran hindert, etwas für sich zu tun. Es gibt einen Verhinderer von Selbstfürsorge, der dir die paar Minuten auf der Couch vermiest. Es ist dein schlechtes Gewissen! Erfahre hier, wie du damit umgehst, wenn dich dieses bei jeder Auszeit plagt!
Steckbrief: Carolyn Litzbarski ist als Coach und Dozentin tätig. Als ausgebildete Stresspräventionstrainerin legt die Sozialpädagogin besonderes Augenmerk darauf, wie Menschen effektiv mit Stress in ihren Beziehungen umgehen können, um eine gesunde und harmonische Partnerschaft zu fördern. Pünktlich zur kritischen Phase aller Neujahrsvorsätze, die sich im Sande verlaufen, startet am 27. Februar ihr Stressmanagement-Training für Frauen und Mütter mit vielen Aufgaben. Mehr zu ihr und ihren Angeboten findet ihr auf ihrer Homepage.
Warum Selbstfürsorge für Mütter entscheidend ist
Wie kann es eigentlich sein, dass es als Mutter so schwer ist, sich Auszeiten zu nehmen? Bei vielen Paaren erlebe ich folgendes: die Väter scheinen kein Problem zu haben, sich ihre Freizeit und Auszeiten zu nehmen. Da gibt es die Bandprobe, den Stammtisch oder den Vereinssport. Wöchentlich trainieren, musizieren oder sonstiges? Kein Problem. Als Mutter überlegst du dir vielleicht dreimal, ob der 1,5 stündige Yogakurs in allen To Dos reinpasst.
Schau dir mal die Väter in deinem Umfeld an. Sie machen ganz viel richtig, wenn sie sich ihre Erholungszeiten und einen Ausgleich schaffen. Denn es ist wie im Flugzeug im Sinkflug: Setz dir deine Sauerstoffmaske zuerst auf.
Fakt ist: Wir können nicht nur 24/7 funktionieren. Carearbeit und Familienorganisation sind harte Arbeit. Und Dauerstress schädigt nicht nur deinen Körper und deinen Kopf, sondern wirkt sich auch auf deine Familie aus. Im Stress bist du gereizter und weniger empathisch. Dabei braucht deine Familie dich gelassen, empathisch und konzentriert. Genauer gesagt: Auch deine Familie profitiert, wenn du dir Zeit für dich nimmst!
Was hindert am meisten?
Es gibt drölfzig gute Gründe, dir mehr Zeit für dich zu nehmen. Tatsächlich ist es auch nicht deine Familie, die dich aktiv daran hindert. Deine Kinder können nämlich überleben, wenn du zum Yoga gehst, einen Kaffee trinkst oder mal länger im Bett liegen bleibst. Auch dein Partner wird dich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht ans Haus ketten. Im Gegenteil: ich habe es oft erlebt, dass Väter gerne der Partnerin eine Auszeit ermöglichen möchten – sofern man sie aktiv danach fragt, sonst vergessen sie es nämlich.
Eine große Barriere ist dieses schlechte Gewissen, dieses Teufelchen auf deiner Schulter. Dieses zeigt dir vermutlich in jeder ruhigen Minute auf, was du noch alles erledigen könntest . Es treibt dich gerne von der Couch. Vielleicht sagt es
- Du musst auf jeden Fall jetzt noch….
- Wenn du das jetzt nicht machst, dann..
- Du kannst doch nicht einfach nur so rumsitzen, wenn es so aussieht
Den Kaffee im Sitzen und mit der perfekten Temperatur zu trinken? Das ist nicht drin!
Die häufigsten Schuldgefühle bei Müttern
Es ist ganz normal, als Mutter manchmal Schuldgefühle zu haben. Kritisch sind Schuldgefühle erst dann, wenn sie uns einschränken, ein Eigenleben entwickeln und auf Dauer Genuss und Entspannung verhindern. Hier sind einige Beispiele für häufige Schuldgefühle von Müttern.
Arbeit und Familie
Viele Mütter fühlen sich schuldig, wenn sie arbeiten gehen und nicht so viel Zeit mit ihren Kindern verbringen können, wie sie möchten. Das Resultat ist ein Zustand von Zerrissenheit und das Gefühl, weder der Arbeit, noch der Familie gerecht zu werden.
Zeitmanagement: Manchmal denken Mütter, dass sie zu viel Zeit für andere Dinge aufwenden und nicht genug Zeit für die Kinder bleibt. So kommt es, dass Hobbys, Ehrenamt etc. erst gaaaaanz am Ende dran sind.
Selbstzweifel
Es kommt vor, dass Mütter denken, sie machen Fehler oder könnten eine bessere Mutter sein. Das geht Hand in Hand mit dem Ideal einer „perfekten” Mutter. Das erkennst du an inneren Sätzen wie: „Eine gute Mutter muss doch…”. Diese Gedanken sind das reine Gift, denn sie basieren auf einem unrealistischen Bild von Mutterschaft.
Stressige Momente
Stress bringt nicht unsere Sonnenseite zum Vorschein. Viel wahrscheinlicher ist es, dass du ungeduldiger bist und schneller aus der Haut fährst. Das kann zu Schuldgefühlen führen, selbst wenn es nur normale menschliche Reaktionen sind.
Plädoyer gegen Schuldgefühle und 5 Tipps für dich
Es ist okay, Schuldgefühle zu haben: Dahinter steckt ein Mechanismus der Selbstüberprüfung. Doch die Schuldgefühle, die dich von der Couch jagen und die dich kalten Kaffee trinken lassen, basieren oft auf unrealistischen Erwartungen und gesellschaftlichen Normen, die wir uns nicht ausgesucht haben. Das Bild der ewig aufopfernden und perfekten Mutter ist unrealistisch und schädlich.
Selbstfürsorge und Grenzen setzen sind keine egoistischen Handlungen, sondern notwendige Maßnahmen, um als Mutter gesund und stark zu bleiben. Es geht darum, dem Teufelchen die Stirn zu bieten! Hier ein paar Tipps.
Zeitmanagement
Plane bewusst Momente für dich selbst ein, sei es während des Tages oder in der Woche. Das können kurze Pausen oder freie Stunden sein, um aufzutanken. Das können die ersten 15 Minuten sein, wenn die Kinder aus dem Haus sind oder wenn du die Kinder weggebracht hast. Auch ein 15 Minuten Spaziergang nach dem Einkaufen ist ein erster Schritt und kann ein schönes Ritual werden!
Akzeptanz
Sei ehrlich zu dir selbst über deine Bedürfnisse und lerne, sie besser wahrzunehmen. Akzeptiere deine Grenzen und setze dich für deine Bedürfnisse ein.
Wie wäre es mit folgender inneren Regel: auf jede Verpflichtung und jedes To Do ist ein eigenes Bedürfnis von dir dran: z.B. Betten machen und dann eine 5-Minuten-Meditation, Brotboxen vorbereiten und dann im Sitzen ein Glas Wasser trinken, Wäsche wegräumen und danach einen Kaffee trinken etc.
Routinen
Nimm dir regelmäßig kleine Auszeiten für Dinge, die dir Freude bereiten. Routinen machen dir das Leben leichter, weil sie nach einer Weile wie von selbst ablaufen. Kopple deine Selbstfürsorge-Routinen (die Tasse Tee oder Kaffee, ein Spaziergang, eine Meditation…) an bestehende Strukturen, z.B. Bringdienste, kinderfreie Stunden, Home Office Tage des Partners oder der Partnerin etc.
Finde das, was zu dir passt
Deine Strategien zur Selbstfürsorge müssen zu dir passen und sollen deine Akkus aufladen. Probiere dich doch mit der ein oder anderen Sache aus: ein achtsamer Spaziergang ist nicht für jeden die perfekte Maßnahme, genauso wenig wie das 10-Minuten Poweryoga bei Sonnenaufgang. Sei hier mutig, probiere Dinge aus und finde deine Tools, die zu dir passen.
Gemeinschaft mit anderen Müttern: Suche den Austausch mit anderen Müttern. Gemeinschaften bieten Verständnis, Ratschläge und die Gewissheit, dass du nicht allein bist. Aus meiner Arbeit mit Müttern kann ich dir sagen: du bist nicht allein!
Selbstfürsorge als Marathon
Dein Weg für mehr Selbstfürsorge als Mutter ist ein Prozess. Denn das Teufelchen auf deiner Schulter wirst du mit dir mittragen, egal ob du dich jetzt zum Yoga anmeldest oder nach jedem Bringdienst eine kleine Spazierrunde drehst. Doch du kannst lernen, das Teufelchen auf stumm zu stellen und deiner eigenen inneren Stimme mehr zu folgen. Mit den oben genannten Tipps wird dir das mit jedem Tag mehr gelingen. Viel Erfolg dabei!
Welche Schuldgefühle von Müttern fallen dir noch ein? Lass sie gerne in einem Kommentar unter dem Beitrag da.