Familienalltag,  Lernen und Medien

Mediennutzung: Wieviel ist zuviel?

Donnerstagabend stand bei uns ganz im Zeichen von Digital Detox – wir haben nämlich schon vor einigen Tagen einen Medien-freien Abend pro Woche beschlossen. Das bedeutet, Handys und Tablets müssen um 18 Uhr von allen Familienmitgliedern abgegeben werden, der Fernseher bleibt aus. Die beiden Kleinen nahmen das am Donnerstag ganz gut auf, die beiden Großen nicht. Vom 14-jährigen kam lang andauernder, mürrischer Protest, die Tochter verteidigte ihr Handy zunächst mit ihrem Leben. Letztlich haben wir es aber dann doch durchgezogen und am Ende lief der Abend ohne Mediennutzung auch ganz gut.

Ausgerechnet auf diesen ersten, medienfreien Abend fiel ein Online-Elternabend des örtlichen Gymnasiums zum Thema „Kinder in ihren medialen Welten begleiten„. Auch in unserer Familie führen Zocken, Fernsehen und Handy-Nutzung der Kinder regelmäßig zu Reibereien. Während mein Mann also mit den 4en eine Runde „Mensch ärgere Dich nicht“ nach der anderen spielte, saß ich in der Küche und lauschte mit Stöpseln im Ohr den Worten einer Medienpädagogin.

Die für mich wichtigsten Infos aus dem Vortrag:

Uns Eltern fehlen im Bereich der Mediennutzung unserer Kinder die eigenen Vorbilder. Wir wuchsen ohne Medien auf und müssen uns jetzt mit den geänderten Umständen arrangieren.

Verstehen statt verbieten

Wir sollten versuchen, unsere Kinder in ihrer Mediennutzung zu verstehen. Pauschal zu verbieten geht in aller Regel nach hinten los. Das Handy wochenlang wegzunehmen hat negative Auswirkungen auf die Sozialisation. Besser: Mit den Kids im Gespräch bleiben, an ihre Vernunft appellieren und die Selbstreflexion fördern. Lieber fragen: „Wie geht es Dir nach 2 Stunden You-Tube denn eigentlich?“, als eine Schimpftirade vom Stapel zu lassen.

Wir sollten außerdem versuchen, unsere Kinder in ihrer Mediennutzung zu begleiten. Also beispielsweise Mitspielen, wenn der 10-jährige Brawl Stars spielt. Oder mit der Tochter einen gemeinsamen Instagram-Account anlegen und ihr Social Media samt seiner Chancen und Gefahren näher zu bringen. Eine, wie ich fand, besonders wichtige Aussage der Expertin: Erlernte Medienkompetenz führt zu weniger Suchtverhalten.

Wieviel Nutzung darf es sein?

Vom Alter ist abhängig, wieviel Mediennutzung okay ist. Für 10- und 11-jährige reicht Experten zufolge eine Stunde pro Tag. Besser ist aber, wenn auch medienfreie Tage dazwischen liegen.

Ich habe ergänzend zu diesen Zahlen aus dem Vortrag recherchiert und die folgenden Angaben für Jugendliche gefunden.

Medienzeiten mit Jugendlichen festlegen | Für Eltern (ins-netz-gehen.info.

Hinter dieser Website steckt die BZGA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung). Meiner Meinung nach ist dieser Absender vertrauensvoll. Wohingegen der Google-Treffer Nummer 1 für das Suchwort „Mediennutzung und Kinder“ auf die Website Medienzeiten: Feste Bildschirmzeiten für Kinder vereinbaren – SCHAU HIN! (schau-hin.info) führt. Dahinter stecken neben dem Bundesministerium für Familie und der AOK auch (trommelwirbel 🥁) ARD und ZDF. Ähm ja. Ich enthalte mich an dieser Stelle jeglichen Kommentars und lasse das einfach mal so stehen.

Zurück zu meinem Online-Vortrag: Mediennutzungszeit und soziale Interaktionen sollten sich der Medienpädagogin zufolge die Waage halten. Überspitzt formuliert: Wer am Vortag eine 2-stündige Wanderung mit den Eltern gemacht hat, kann am Folgetag auch mal 2 Stunden zocken.

Cooler Tipp der Fachfrau: Damit Regeln und Vereinbarungen auch eingehalten werden, am besten einen Mediennutzungsvertrag zwischen Eltern und Kind aufsetzen.

Weitere Tipps der Medienpädagogin

  • Das Handy übernachtet nicht im Kinderzimmer. Zu groß ist die Versuchung, auch nachts den Nachrichten-Kanal zu lesen, zu spielen oder Videos anzuschauen.
  • Das Smartphone, das im Alter der 10- und 11-jährigen schon sehr verbreitet ist, sollte nicht „nebenbei“ genutzt werden. Beispiel: Während des Essens auf dem Handy Nachrichten rauf- und runterscrollen ist ein No-Go.

Soziale Netzwerke

Was Eltern oft nicht auf dem Schirm haben, sind die Risiken, die von den sozialen Netzwerken ausgehen. Ein Beispiel: Hier wird nur sehr eingeschränkt die Realität dargestellt. Bei Jugendlichen kann das unter anderem zu einer verzerrten Wahrnehmung des eigenen Körpers führen. Dank Filtern, Bearbeitungsmöglichkeiten etc. ist auf TikTok, Instagram etc. nämlich jede(r) schön.

Stichwort Cybermobbing. Die Gefahr ist da und sie ist nicht klein. Im Vortrag wurden die Game-Chats angesprochen. Ich muss gestehen: Ich hatte sie nicht auf dem Schirm. Für mich wichtig zu hören: Die Schulen sind auf dem Feld sensibilisiert und leisten Aufklärungsarbeit. Wir als Eltern sollten unseren Kindern regelmäßig ein offenes Ohr für Fragen und Sorgen anbieten.


Nach dem Vortrag schlief der Kleinste bereits. Mein Mann hatte ihm zum Einschlafen den kleinen Ritter Trenk vorgelesen. Das Sandmännchen wurde nicht vermisst. Ich übernahm die drei Großen und spielte mit ihnen noch einige Runden Stadt, Land, Superheld (Wir haben den Fluss durch Held:innen ersetzt). Der Älteste murrte wieder, setzte sich aber dann doch dazu, als er mitbekam, wie lustig es bei uns zuging. Beruf mit E? E-Sportler… Klar, was sonst. So ganz los wird man die Medien eben auch an einem medienfreien Abend nicht.

Und zu guter Letzt habe ich noch zwei Buchtipps zum Thema:

-> Begleiten statt verbieten von Leonie Lutz und Anika Osthoff

-> Dreißig Minuten, dann ist aber Schluß von Patricia Cammarata


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Mutter von Vieren und brennt als solche für Familienthemen, schreibt gern, liest gern, arbeitet als Online-Redakteurin, ist Multitasking-geübt, mag Sci-Fi, hasst Rosenkohl, aufgewachsen in Nordhessen, beheimatet im schönen Unterföhring in Bayern. Mit Tanja teilt sie die Abneigung gegenüber Ungerechtigkeiten jedweder Art.

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