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Buchtipp: Jedem Zauber wohnt ein radikaler Anfang inne

Für dieses Buch habe ich länger gebraucht. Nicht, weil ich es langweilig fand (ganz im Gegenteil), sondern weil ich gerade kaum Zeit zum lesen finde. Seit Pfingsten lese ich deshalb in winzigen Häppchen – was völlig untypisch für mich ist, aber immer noch besser, als überhaupt nicht zu lesen. Egal, in welcher Geschwindigkeit ihr lest: „Jedem Zauber wohnt ein radikaler Anfang inne“ ist ein absolutes TOP-Buch.

Das umgedrehte Hermann Hesse Zitat fand ich spannend und von der Pinkstinks-Gründerin Schmiedel hatte ich schon vorher einige Texte gelesen. Ich mag ihren Humor und die Art, wie sie mit polarisierenden Themen umgeht. Also landete der Schmöker mit den bunten Punkten auf dem Einband in meinem Einkaufskorb.

Was ich schnell feststellte: Das Buch mit der Unterzeile „Warum uns ein bisschen Genderwahn guttut“ hat es in sich. Jeder Satz sitzt hier und die Fachkenntnis der Genderexpertin wird in jeder Zeile deutlich. Die Message lautet: „Versöhnt Euch!“. „Was ist heute eigentlich los mit dir, Feminismus?“ fragt Stevie Schmiedel ganz am Anfang des Buches. Und vergleicht die Bewegung mit einem einzigen Gemetzel. Zwischen den Feministinnen der verschiedenen Generationen gebe es Grabenkämpfe. Ebenso wie zwischen Befürworter:innen und Gegner:innen der Gendersprache.

Gendern? Nein danke!

Damit spricht sie mir aus der Seele, denn das nehme ich in meinem Bekannten- und Freundeskreis ganz ähnlich wahr. Gendere ich, treffe ich häufig auf genervtes Augenrollen, lenke ich das Thema auf feministische Positionen, gähnt garantiert jemand. Beides ärgert mich.

Stevie Schmiedel rät dazu, das Ärgern bleiben zu lassen, das Augenrollen zu hinterfragen und nicht auf Teufel komm raus zu gendern. Warum reagieren Gesprächspartner:innen genervt? Welcher Generation gehören sie an, wo kommen sie her? Wie wurden sie sozialisiert und was hat sie geprägt. Geht frau dem auf den Grund, hat das Aha-Momente zur Folge – und führt letztlich zu mehr Verständnis füreinander, so das Fazit der Autorin.

Mit ihrem Buch baut Schmiedel dringend notwendig Brücken. Das finde ich großartig. Solltet Ihr also noch nach Lektüre für den Sommer oder nach einem Buch zum Verschenken suchen: Von mir gibt es eine uneingeschränkte Empfehlung für „Jedem Zauber wohnt ein radikaler Anfang inne“.

Mutter von Vieren und brennt als solche für Familienthemen, schreibt gern, liest gern, arbeitet als Online-Redakteurin, ist Multitasking-geübt, mag Sci-Fi, hasst Rosenkohl, aufgewachsen in Nordhessen, beheimatet im schönen Unterföhring in Bayern. Mit Tanja teilt sie die Abneigung gegenüber Ungerechtigkeiten jedweder Art.

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