Familienalltag

Pubertät überstehen, ohne wahnsinnig zu werden

Eben hat der Junior noch friedlich Legotürme gebaut und plötzlich ist er zum schlechtgelaunten Teenie mutiert, der nur noch in Notfällen sein schlecht gelüftetes Zimmer verlässt. Kommt Euch dieses Szenario bekannt vor? Uns auch. Deswegen haben Tanja und ich an einem Online-Vortrag von Familiencoach Kira Liebmann teilgenommen. Ziel ihres zweistündigen Vortrags: Verständnis für Teenager wecken. Denn nur mit Verständnis für die Veränderungen, die die Pubertät mit sich bringe, könne bei uns als Eltern Mitgefühl entstehen. „Das bedeutet dann letztlich weniger Ärger und eine bessere Beziehung“, so Liebmann.

Das passiert im Teenager-Gehirn

In ihrem Vortrag erklärte sie verschiedene körperliche Abläufe, die sich stark von denen Erwachsener unterscheiden. So nehme der präfrontale Cortex, eine Hirnregion, die für die Vernunft zuständig ist, erst mit 17 Jahren seine Arbeit auf. Eine andere Region im Gehirn, die für Emotionen zuständige Amygdala, sei dafür in der Pubertät umso aktiver. „So erklärt sich die ständige Launenhaftigkeit von Teenagern“, verdeutlichte Liebmann.

Auch die im Mittelhirn befindliche Zirbeldrüse arbeite anders als bei Erwachsenen. Hier wird das Hormon Melatonin produziert, das den Biorythmus steuert. „Rund 2 Stunden bevor wir einschlafen, schüttet die Zirbeldrüse das dafür erforderliche Melatonin aus“, so die Expertin. Bei Teenagern sei dieser Rythmus jedoch um 2 Stunden verschoben. „Wird bei den Eltern das Melatonin um 9 Uhr ausgeschüttet, geschieht das beim Teenie erst um 11 Uhr. Deshalb ist es nicht ungewöhnlich, wenn Jugendliche erst nach Mitternacht einschlafen“, so Liebmann. Dementsprechend übernächtigt und schlecht gelaunt seien sie dann oft am nächsten Morgen. Schlechte Voraussetzungen für einen guten Schulstart, also.

In ihrem Vortrag ging es außerdem darum, wie man seinen Teenager richtig motiviert. Dazu müsse man wissen, wie Motivation entsteht. „Motivation aus einer Emotion heraus verbraucht keine Energie sondern gibt sie. Ganz im Gegensatz zu Motivation aus Willenskraft heraus. Die kostet jede Menge Energie“, so Liebmann. Kids in der Pubertät bräuchten daher zwischendurch die Möglichkeit, Energie aufzutanken

Warum Regeln wichtig sind und wie man sie einhält

Im Alltag mit Teenagern seien Regeln wichtig, die auch konsequent von allen Seiten eingehalten werden. Als Beispiel nannte Liebmann das Smartphone, dass am Esstisch nichts zu suchen hat. Wenn das für den Teenie gilt, gelte diese Regel natürlich auch für Eltern und Geschwister, machte sie deutlich. Außerdem solle man sich als Mutter oder Vater klar machen, warum man möchte, dass eine bestimmte Regel eingehalten wird. „Wenn das nicht absolut klar ist, hat man am Ende eine Liste mit Regeln am Kühlschrank hängen, an die sich ein paar Tage später niemand mehr hält“, so Liebmann.

Ein weiterer Tipp der Expertin an alle Eltern: Man dürfe als Mutter oder Vater nicht vergessen, auch an sich zu denken. Das Zusammenleben mit Teenagern sei anstrengend. Da dürfe man zwischendurch ruhig mal egoistisch sein und sich eine Auszeit gönnen.


Wer mehr Details braucht, dem empfehlen wir, in den Podcast „Pubertät überstehen“ von Kira Liebmann hineinzuhören. Wer mehr Überlebenstipps benötigt, wird hier fündig.

Mutter von Vieren und brennt als solche für Familienthemen, schreibt gern, liest gern, arbeitet als Online-Redakteurin, ist Multitasking-geübt, mag Sci-Fi, hasst Rosenkohl, aufgewachsen in Nordhessen, beheimatet im schönen Unterföhring in Bayern. Mit Tanja teilt sie die Abneigung gegenüber Ungerechtigkeiten jedweder Art.

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