Familienalltag

Kinder und Haustiere – passt das zusammen?

Gestern haben wir unsere Hasen aus dem Hasenhotel abgeholt. Genaugenommen handelt es sich um Kaninchen, die wir aus der Tierpension abgeholt haben, aber Hasenhotel ist so ein lustiges Wort. Die Drei haben 10 Tage im Münchner Süden verbracht, während wir mal wieder in Kroatien urlaubten. Der Aufenthalt im Hasenhotel ist natürlich nicht gratis, aber den Tieren geht es dort gut und sie haben quasi Vollpension. Jetzt sind die Kinder wieder dran mit Kümmern. Was mich zum Inhalt dieses Beitrags bringt: Wie gut (oder schlecht) passen eigentlich Kinder und Haustiere zusammen?

Wie wir aus Versehen zu Tierhaltern wurden

Bis vor 3 Jahren waren wir sicher: Tiere kommen uns weder ins Haus, noch in den Garten. Wir haben auch ohne Hund und Katz schon alle Hände voll zu tun, so die einhellige Meinung. Mit „Wir“ meine ich damit meinen Mann und mich. Die Kinder sahen die Sache natürlich ganz anders. „Mama, kann ich eine Katze haben?“, fragte Sohn 1 in schöner Regelmäßigkeit. Die Tochter indes fand Meerschweinchen ganz toll, Sohn Nr. 2 kleine Hunde und Sohn Nr. 3 konnte sich gut ein weidendes Pony vor unserer Terrassentür vorstellen… Die Haustier-Diskussion ploppte entsprechend alle paar Monate neu auf, mein Mann und ich blieben aber eisern bei „Nein“.

Eines Tages jedoch zog bei Tanja und ihrer Familie (die „Ja“ zur Tierhaltung gesagt hatten) ein drittes Kaninchen ein. Es war noch sehr jung und die Vergesellschaftung mit den beiden schon vorhandenen Kaninchen ging schief. Die Drei vertrugen sich nicht. Für Kaninchen Nr. 3 sollte deshalb ein neues Zuhause her. Temporär – gedacht für die Dauer eines Sommerurlaubs – zog Rosalie samt Stall zu uns. Unser Garten ist in Spuckweite zu Tanjas. Hier hatte das Häschen Auslauf und wir hatten auch vorher schon hin und wieder die Versorgung von Tanjas Kaninchen übernommen. Jedenfalls kam während dieser zwei Wochen eines zum anderen. Sämtliche Familienmitglieder verliebten sich in das niedliche, braune Fellknäuel mit den großen Augen und Rosalie wurde adoptiert. Die Tochter versprach hoch und heilig, die Tierversorgung hauptverantwortlich zu übernehmen.

Die nächste Herausforderung war es, einen Partner für Rosalie zu finden, denn Kaninchen sollte man unbedingt mindestens zu zweit halten. Zwei Kaninchen brauchen jedoch entsprechend Platz und so wurde tagelang an einem tierschutzgerechten Hasenheim gewerkelt. Dann machten wir uns auf Partnersuche und fanden Shaun, einen wuscheligen Angora-Löwenköpfchen-Mischling über Ebay-Kleinanzeigen. Er lebte auf der Terrasse einer winzigen Wohnung. Seite an Seite mit zwei weiteren Kaninchen, drei Katzen und zwei Hunden. Die Besitzerin wollte umziehen – und konnte dabei nicht alle Tiere mitnehmen. Als wir ihn abholten, hatten wir das sichere Gefühl, ein Tierleben gerettet zu haben. Inzwischen sind aus zwei Kaninchen drei geworden. Tanjas Kaninchen-Mädchen starb vor einigen Monaten und der Kaninchen-Junge blieb allein zurück. Auch er zog daraufhin bei uns ein – wieder verbunden mit einer Vergesellschaftung und einer Gehege-Erweiterung.

Was Haustiere kosten

Ich werde dazu demnächst Zahlen ergänzen – ich muss leider gestehen, dass ich sie aktuell nicht parat habe. Zu den Kosten für Einstreu, Stroh, Heu und Frischfutter kommen Tierarztkosten. Shauns Zähne wachsen in die falsche Richtung – er muss daher regelmäßig zum Zähne schleifen. Davon abgesehen werden alle drei einmal im Jahr geimpft und weil wir uns beim Krallenschneiden zu blöd anstellen, übernimmt auch diesen Part der Tierarzt. On top kommen die Kosten für die Tierpension hinzu. Wenn wir nur kurz verreisen, übernehmen Tanjas Töchter die Versorgung.

Abgesehen vom Geld kosten Haus- (bzw. in unserem Fall Heim-) tiere auch ziemlich viel Zeit. Zwar muss man Kaninchen nicht spazieren führen, stattdessen muss man aber täglich ihr Klo ausleeren und zweimal wöchentlich den Stall ausmisten. Der Elan der Tochter („Ich kümmere mich um alles – Ehrenwort!“) nahm erwartungsgemäß mit der Zeit ab. Die Jungs indes übernehmen gern die Fellpflege und die Fütterung und ungern den Part des Ausmistens. Also geht der Tierversorgungs-Job ziemlich oft an uns Eltern.

Welche Tierart verträgt sich am besten mit Kindern?

Aus erster Hand kann ich da über Kaninchen und Hunde sprechen. Kaninchen lassen sich nicht gern hochnehmen – etwas, dass gerade kleine Kinder unheimlich gerne machen. Auch zum Streicheln eignen sie sich nur semi-gut. Nach kurzer Zeit wird ihnen das zu viel (hängt natürlich auch vom einzelnen Tier ab). Als ich selbst im Teenie-Alter war, hatten wir einen Hund. Im Gegensatz zu unseren Kaninchen ließ er sich sehr gerne streicheln und nachdem er bei uns eingezogen war, bekamen plötzlich auch mein Bruder und ich jede Menge Auslauf – der Vierbeiner wollte schließlich regelmäßig Gassi gehen. Rückwirkend betrachtet hätte ihm der Besuch einer Hundeschule gutgetan – der Kerl war lieb, aber auch ziemlich schlecht erzogen.

Zu Katzen, Meerschweinchen, Hamstern, Vögeln… kann ich keine eigenen Erfahrungswerte liefern. Ich musste das Internet auf der Suche nach objektiven Infos zum Thema regelrecht durchforsten. Veröffentlicht wird in Hülle und Fülle. Hinter den Beiträgen stecken z.B. Familienmagazine, die das Thema aus SEO-Gründen mitnehmen, sich aber eigentlich nicht gut auskennen oder auch der Tierbedarfs-Fachhandel, der einen Blog unterhält und natürlich ein Eigeninteresse daran hat, dass sich möglichst viele Familien Tiere anschaffen. Fündig wurde ich schließlich bei der Tier- und Naturschutzorganisation aktion tier – Menschen für Tiere e.V. Hier werden einzelne Tierarten kompakt vorgestellt. Inklusive der mit ihnen verbundenen Kosten, des zu erwartenden Lebensalters, des täglichen Pflegeaufwands für das jeweilige Tier und der Information, für Kinder welchen Alters sich das Tier eignet.

Mein Kind wünscht sich ein Tier

Für Kinder habe ich hier noch einen separaten Buchtipp:

Was ist Was – Unsere liebsten Freunde.

Passen Kinder und Haustiere denn nun zusammen?

Ich würde sagen: Jein. Man sollte sich vorher klar machen, dass Kinder sehr wahrscheinlich nicht den Löwenanteil an der Tierpflege übernehmen werden. Als Erwachsene:r muss man außerdem das Wohlergehen der Tiere im Blick behalten. Frisst jemand schlecht? Hat jemand zu lange Krallen oder ein verfilztes Fell? Das sehen Kinder (vor allem die Jüngeren) oft nicht. Tiere können Einzug halten im Familienhaushalt, wenn man selbst tierlieb und bereit dazu ist, schnell tierkundig zu werden – und sich über die anfallende Arbeit keine Illusionen macht.

Wenn ich zum Ausmisten im Hasenstall stehe, fühle ich mich dank des Heu- und Stroh-Geruchs oft in der Zeit zurückversetzt. Ich habe vor über zwei Jahrzehnten Agrarwirtschaft studiert. Zu dieser Zeit habe ich ständig irgendwelche Praktika in Tierhaltungsbetrieben gemacht und Mist von A nach B geschaufelt. Bei meinem Mann haben die Hasis einen therapeutischen Effekt. Er kann ihnen stundenlang dabei zusehen, wie sie weiden, buddeln oder sich hakenschlagend über den Rasen verfolgen. Er sagt, das helfe hervorragend bei Mental-Load.

Was man sich außerdem klar machen sollte: Wer Tiere aufnimmt, übernimmt Verantwortung. Wenn ich heute beispielsweise sehe, wie jemand Kaninchen auf viel zu engem Raum hält, werde ich wütend. Verantwortungsvollen Hunde- und Katzenbesitzern wird es beim Anblick von schlechter Tierhaltung ähnlich ergehen. Ein Tier aufzunehmen ist ganz einfach. Sich gut und artgerecht um es zu kümmern, ist es dagegen nicht. Und sobald den Kids die Lust an der Tierhaltung vergeht, muss man selber ran.

Mutter von Vieren und brennt als solche für Familienthemen, schreibt gern, liest gern, arbeitet als Online-Redakteurin, ist Multitasking-geübt, mag Sci-Fi, hasst Rosenkohl, aufgewachsen in Nordhessen, beheimatet im schönen Unterföhring in Bayern. Mit Tanja teilt sie die Abneigung gegenüber Ungerechtigkeiten jedweder Art.

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