Sketchnote Mental Load
Familienalltag,  Gesundheit,  Gleichstellung

Mental Load – unsichtbarer Stress

„Wovon bin ich eigentlich so erschöpft? Eigentlich hab ich doch echt ein schönes Leben…“ Willkommen im Kopfkino von Müttern – und das schon lange vor dem Corona-Chaos.
Die Autorin Laura Fröhlich hat darauf nicht nur eine Antwort, sondern beleuchtet in ihrem Vortrag „Mental Load und der unsichtbare Stress – Wie Eltern die Familien-Organisation fairteilen können“ auch die gesellschaftlichen Hintergründe dazu. Ergänzt um praxisorientierte Tipps und Tricks zur direkten Umsetzung im Familien-Alltag.

Dieser Vortrag war der inspirierende Auftakt der kostenlosen Online-Vortrags-Reihe „Eltern als Team“ des Familienstützpunktes im Norden des Landkreises Münchner dem Familienhaus Unterföhring und der VHS Nord

>>> Hier gleich kostenlos zum nächsten Vortrag anmelden

Sketchnote Mental Load
Sketchnote zu Laura Fröhlichs Vortrag Mental Load – hier gehts zum Download
(c) Daniela Engelhard

Mental Load – die Last des Dran-Denkens

„Was gibt’s zu essen? Die Zahnpasta ist aus! Wir wollten Oma & Opa noch zum Flötenkonzert einladen. Die Bücher müssen zurück zur Bücherei. Wo sind die gewaschenen Fussballtrikots?“ Und dies ist nur ein klitzekleiner Ausschnitt aus dem 24/7- Gedankenkarussel vieler Mütter. Laura Fröhlich bezeichnet deshalb Mental Load „als die Last der täglichen, unsichtbaren Verantwortung für die Familien-Organisation, den Haushalt und die Kinderbetreuung oder die Betreuung von Angehörigen“.

Alle in einer Familien anfallenden Aufgaben können in vier Kategorien eingeteilt werden: Geld verdienen, Haushalt, Familie organisieren und Kinder/Angehörige versorgen. Zum einen also, in klar sichtbare und somit mehr wertgeschätzte bezahlte Arbeit und zum anderen eben, in eher unsichtbare, somit geringer wertgeschätzte unbezahlte Arbeit. Laut der Hilfsorganisation Oxfam arbeiten weltweit Frauen mehr als Männer. Allerdings wird die Arbeit der Frauen nur zur Hälfte bezahlt. Alle anderen Aufgaben laufen unter unbezahlter Care-Arbeit. Was dabei nebenbei pro Tag an unbezahlter Arbeit von Frauen und Mädchen weltweit geleistet wird, entspricht ungefähr 11 Billionen US-Dollar im Jahr. Hört sich gigantisch an? Ist es auch! Denn es ist 24mal mehr als der Umsatz der Tech-Giganten Apple, Google und Facebook im Jahr 2018.

Ist Mental Load ein Frauen-Phänomen?

Ein klares Jein. Denn im Grunde ist es natürlich kein geschlechtsspezifisches Phänomen, schließlich hat es keinerlei genetischen Ursprung. Je nach Rollen- und Aufgabenverteilung können Frauen und Männer beide von Mental Load betroffen sein. Warum betrifft es dann aber vor allem Frauen? Das hat vor allem mit dem Rollenbild der Frau in unserer Gesellschaft zu tun. „Mama macht das schon“ – und zwar nebenbei, mit Leichtigkeit und immer mit der Familie als Priorität Nummer eins. Zumindest vermittelt die Werbung uns dieses Bild und setzt Frauen – auch untereinander – unter enormen Leistungsdruck.

Das Ehegattensplitting in Deutschland fördert zudem, dass Frauen beruflich eher zurückstecken und der Mann Hauptverdiener bleibt. Die Care-Arbeit, die dann hauptsächlich von Frauen übernommen wird, ist nicht nur unbezahlt, sondern zugleich unsichtbar und hört eigentlich auch nie auf. Man verlernt deshalb dabei oftmals, ausreichend Pausen zu machen. So kann die Verantwortung zum Teufelskreis aus zu wenig Urlaub, Erholung, Anerkennung und Geld werden.

Verantwortung abgeben – nicht die Aufgabe

Was hilft? Wie so oft: Miteinander reden. Doch wenn Frauen das Thema der Überlastung erstmals ansprechen, kommt vom Partner nicht selten ein erstauntes „Hättest Du doch was gesagt!“ Und genau darin liegt die Magie: Es geht darum Verantwortung abgeben und damit zu teilen – nicht die Aufgabe! Hilfe anbieten klingt nämlich zuerst sehr sympathisch. Doch das bedeutet eigentlich, sich im Grunde nicht für das Problem und dessen Lösung verantwortlich zu fühlen. Die eigentliche Last bleibt somit (meist) bei der Frau. Die Lösung: Konsequent wirklich alle anfallenden Aufgaben aufschreiben und gemeinsam verteilen. Viele Familien nutzen dafür eine Pinnwand oder einen gut strukturierter Kalender zur Übersicht. Für alle, die mehr ins Detail gehen wollen, bietet Laura Fröhlich eine kostenlose Steuerboard-Liste zum Download, in der alles detailliert verteilt, dokumentiert und ausgewertet werden kann. 

Gemeinsames Ziel und Spielregeln definieren

Die Basis für alles: Definiert unbedingt vorher ein gemeinsames Ziel – dabei zählen nur Eure persönlichen Familien-Standards. Wie wollt ihr gemeinsam leben? Was ist Euch wichtig? Was ist eher unwichtig? Am besten fixiert ihr das gleich gemeinsam schriftlich. Und schickt den Perfektionismus gleich in Rente. Denn was wirklich hilft, ist knallhartes Priorisieren und öfter mal Nein sagen.

Laura Fröhlichs Tipp, damit ihr auch dranbleibt: Ein wöchentliches Küchenmeeting der Partner, in dem Termine und Aufgaben verteilt werden, Probleme vorwurfsfrei besprochen und Verantwortungen neu verteilt werden können. Wenn ihr dann noch in einer zusätzlichen Familienkonferenz die Kinder dazu nehmt und auch mit einbindet, dann gelingt Euch mit Sicherheit zukünftig ein entspannterer Familienalltag.

Mehr von Laura Fröhlich


Anmerkung der Redaktion:
Natürlich war geplant, den Artikel möglichst zeitnah nach der Veranstaltung zu veröffentlichen. In der Zwischenzeit wurden jedoch eben auch Ostereier bemalt, die Gewerbeanmeldung bearbeitet, per Click & Collect im Sprint-Tempo die Frühjahrsgarderobe eine Größe größer besorgt, Oma & Opa geimpft, Webinare vorbereitet & moderiert, ein Trampolin reklamiert, sowie unter fachkundiger Beobachtung der Nachbarn aufgebaut, Eierlikör gemacht, HullaHoop gegen Rückenschmerzen trainiert, Tränen getrocknet, Corona-Selbsttest geübt, Energie-Tänze gegen Frust erprobt, die Terrasse gekärchert und Traumreisen erzählt. Quasi ein Mental-Load Praxis-Test. Das Ergebnis: Wie immer kommt es ganz auf die persönliche Strategie und das Prioritätensetzen an. Wir geben alle unser Bestes und das ist mehr als genug! 

• lebt mit Mann & Kind im schönen Ismaning • sucht das Abenteuer im Alltag & findet es oft • macht seit 22 Jahren „was mit Digitalisierung“ & verbindet eine wunderbare Hassliebe mit dem Internet • liebt Sketchnotes kritzeln, Eichhörnchen füttern & roten Lippenstift • fragt sich gerade, was "on the other side of 40" noch so kommt #trotzdemmachen

13 Kommentare

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert