Gesundheit

Schwangerschaft und Corona

Schwanger sein war auch schonmal leichter – nämlich vor der Pandemie. Aktuell tun sich hier viele Fragen auf. Allen voran die wesentliche: Was bedeutet die Corona-Situation eigentlich für die Schwangerschaft? Ich (nicht schwanger aber interessiert an Baby- und Kleinkind-Themen), war letzte Woche beim digitalen Info-Abend des FamilienHaus Unterföhring e.V. dabei und fasse den Vortrag der Gynäkologin Dr. Kathrin Abel an dieser Stelle für Euch zusammen.


Die Gynäkologin Dr. Kathrin Abel ist Oberärztin am Klinikum Rechts der Isar in München. Sie ist selbst Mutter eines kleinen Sohnes und ehrenamtlich engagiert als 3. Vorstandsvorsitzende des FamilienHaus Unterföhring e.V.

Covid 19-Infektion in der Schwangerschaft

Die Ärztin ging ausführlich auf das Thema Covid-19-Infektion in der Schwangerschaft ein. Die guten Nachrichten: In der Schwangerschaft besteht kein erhöhtes Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion. Die Verläufe sind außerdem größtenteils asymptomatisch oder mild. Die schlechten Nachrichten: Die Rate an schweren Verläufen (inkl. intensivmedizinischer Behandlung und Beatmung) ist im Vergleich zu Nicht-Schwangeren im gleichen Alter deutlich erhöht. Dr. Abel hatte auch Zahlen parat, um das zu belegen: Die Hospitalisierungsrate von Schwangeren mit Covid 19 ist demnach 3 bis 5-fach erhöht. Sie ging auch auf die Risikofaktoren für einen schweren Verlauf einer Infektion während der Schwangerschaft ein. Dazu gehören u.a. das Alter der werdenden Mutter (>35), ein erhöhter BMI oder Schwangerschaftsdiabetes. Gefährlich sei eine Infektion vor allem im letzten Drittel der Schwangerschaft.

In Bezug auf mögliche Komplikationen nannte die Gynäkologin ein erhöhtes Frühgeburtsrisiko bei symptomatischer Infektion sowie ein höheres Risiko für Schwangerschaftserkrankungen, die mit erhöhtem Blutdruck einher gehen. Auch verursache eine Covid 19 Infektion mitunter Plazentaveränderungen. Dr. Abel zitierte dazu Zahlen aus der Cronos-Registerstudie.

Ihr Fazit: Schwangere Frauen gehören zur Hochrisikogruppe weil sie ein erhöhtes Risiko für schwere Erkrankungen und ungünstige Ereignisse während der Schwangerschaft haben. Leider müsse derzeit auch von einer erhöhten Sterblichkeit ausgegangen werden.

Impfung während der Schwangerschaft

Um schweren Verläufen entgegenzuwirken empfahl die Gynäkologin die Impfung während der Schwangerschaft. Die Stiko empfehle derzeit eine zweifache Grundimmunisierung mit dem Impftstoff Comirnaty von Biontech. Außerdem werde 3 bis 6 Monate später eine Auffrischung (ebenfalls mit dem Biontech-Impfstoff) empfohlen. Wichtig sei hier der richtige Zeitpunkt. Die Impfung ungeimpfter Schwangerer empfiehlt die Stiko ab dem 2. Trimester der Schwangerschaft.

Auch auf das Thema Sicherheit und Wirksamkeit der Impfung in der Schwangerschaft ging die Medizinerin ausführlich ein. Sie verwies auf Studien aus den USA, aus Großbritannien und Israel. Demnach gebe es keinen Hinweis auf vermehrte Schwangerschaftkomplikationen infolge einer Impfung. Die Nebenwirkungen seien ähnlich wie bei Nicht-Schwangeren. „Typische Symptome nach der Impfung sind Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schüttelfrost und Schmerzen an der Injektionsstelle“, so Dr. Abel.

Sie betonte im Rahmen des Infoabends die Wirksamkeit der Impfung. Diese habe eine 97 prozentige Effektivität gegenüber symptomatischen Infektionen und schütze zu 89% gegen eine Einweisung ins Krankenhaus. (Datenlage vor Omikron).

Auswirkungen auf das Baby gebe es insofern, als dass die mütterlichen Antikörper über die Plazenta auf das Kind übergehen. Somit sei auch das Neugeborene durch die sogenannte „Leihimmunität“ vor einer COVID 19-Infektion geschützt. Der Säugling profitiere also von einem zusätzlichen Nestschutz.

Corona positiv bei der Geburt

Ein weiterer Teil ihres Vortrages umfasste das Thema „Corona-positiv bei der Geburt“. Bei asymptomatischem Verlauf oder milden Symptomen verlaufe die Geburt relativ „normal“. Allerdings dürfe dann keine Begleitperson dabei sein und die Hygienevorkehrungen würden hochgefahren. „Ärzte, Pflegekräfte und Hebammen sind also zum Schutz aller Beteiligten in voller Schutzmontur im Kreißsaal“, so Dr. Abel. Je nach Klinik könne das Kind nach der Geburt bei seiner Mutter bleiben. Dass auch das Kind nach der Geburt Corona-positiv ist, ist laut der Ärztin übrigens eher unwahrscheinlich.

Schwere Symptome zum Zeitpunkt der Geburt hätten dagegen gravierende Auswirkungen auf die Geburt. So werde bei Müttern mit schweren Verläufen häufig ein Kaiserschnitt notwendig. Auch seien Entbindungen vor dem errechneten Geburtstermin häufig nötig um die Prognose der Mutter zu verbessern. „Stillen ist nach einer solchen Geburt meist nicht möglich und Mutter und Kind werden in der Regel voneinander getrennt“, so Dr. Abel.

Für Schwangere, die Corona-negativ sind, gebe es dagegen nur geringfügige Unterschiede bei der Entbindung gegenüber der Zeit vor der Pandemie. So müsse die Begleitperson in vielen Kliniken einen tagesaktuellen Corona-Test vorweisen und die Maske müsse die meiste Zeit aufbleiben.

Schwangerschaft und Corona – Eine Herausforderung für die Psyche

Gegen Ende ihres Vortrags ging die Gynäkologin auch auf die psychischen Folgen einer Schwangerschaft während der Corona-Pandemie ein. Die psychosozialen Belastungen während der Schwangerschaft seien groß, Angstzustände und Depressionen relativ häufig.

Das Fazit der Ärztin: Schwangere sollten als Hochrisikopersonen unbedingt schweren Covid 19-Verläufen vorbeugen. „Ich rate daher ganz klar zur Impfung„, so Dr. Abel. Während der Schwangerschaft seien damit sowohl die werdende Mutter als auch das Baby gut geschützt. Für den Fall, dass die Schwangere sich trotz Grund-Immunisierung und Booster kurz vor der Geburt infiziert, empfiehlt sie eine Art NotfallPlan auszuarbeiten. „Das heißt, dass man sich klar macht, dass eine Geburt ohne Partner machbar ist! Und dass man gemeinsam mit dem Partner überlegt, wie eine Geburt ohne Begleitung aussehen könnte. Will der Partner via Video dabei sein? Oder gibt es eine Playlist für die Geburt, die man gemeinsam erstellen kann? So ein Notfall-Plan helfe dabei gelassen zu bleiben – auch dann, wenn man sein Kind tatsächlich als Corona-positive Patientin zur Welt bringen müsse.

Unser Tipp: Einen sehr informativen Video-Beitrag zum Thema gibt es übrigens beim ZDF.


Datenquelle: Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. , Stand Nov. 2021

Bildnachweis: FamilienHaus e.V.

Mutter von Vieren und brennt als solche für Familienthemen, schreibt gern, liest gern, arbeitet als Online-Redakteurin, ist Multitasking-geübt, mag Sci-Fi, hasst Rosenkohl, aufgewachsen in Nordhessen, beheimatet im schönen Unterföhring in Bayern. Mit Tanja teilt sie die Abneigung gegenüber Ungerechtigkeiten jedweder Art.

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