Familienalltag

Kindern den Krieg in der Ukraine erklären

Im Kindergarten meines Jüngsten gibt es Zuwachs. Ein kleines Mädchen aus der Ukraine ist seit ein paar Tagen in der Gruppe meines Sohnes. Am gleichen Tag, als er mir davon erzählte, fragte ich ihn, ob er eigentlich wisse, das gerade auf der Welt „ganz schön was los sei“. Er nickte wissend und sagte: „Meinst Du den Krieg?“ Seit diesem Zeitpunkt ist mir klar, dass ich das Thema Krieg und Ukraine nicht ausklammern kann – auch nicht vor meinem 5-jährigen. Gestern Abend nahm ich deshalb an einem von der Gemeinde Unterföhring organisierten Online-Vortrag teil. Dort befasste sich die Freisinger Familientherapeutin Heidi Schels mit dem Thema „Kindern den Krieg erklären“.

„Kinder bekommen mehr mit, als Eltern denken“, betonte sie. Schels empfahl, zunächst einen „Sprachkanal“ zum Kind zu öffnen. Kinder ab ca. 3 Jahren könne man etwa behutsam fragen, ob sie im Kindergarten etwas von einem riesigen Streit zwischen zwei Länder-Chefs mitbekommen hätten. Wenn das Kind bejaht und auch mehr wissen will, solle man kindgerecht erklären. „Die Bestimmer reden nicht mehr miteinander, sondern führen Krieg mit Waffen“, machte sie ein Beispiel. Wichtig sei in einem solchen Gespräch vor allem auch das interessierte Zuhören und das Eingehen auf Fragen des Kindes.

Stets ein offenes Ohr haben

„Ihr Kind ist besser geschützt, wenn die Informationen zum Thema Krieg von Ihnen als Eltern kommen“, erklärte Schels. Das gelte auch für Kinder ab dem Grundschulalter. Bei ihnen dürfe man die typischen „Pausenhof-Gespräche“ ebenso wenig unterschätzen wie die sozialen Medien. Über beide Kanäle werde vieles ungefiltert und manches falsch weitergegeben. Umso wichtiger sei es, auch älteren Kindern ein Redeangebot zu machen.

Wichtig im Gespräch: „Alle Gefühle sind erlaubt“, so Schels. Gegenüber Sorgen solle man als Eltern ein offenes Ohr haben. Das Beruhigen stehe an vorderster Stelle. „Kindergarten-Kinder fragen aus ihrer eigenen Erlebniswelt und wollen zum Beispiel wissen, ob der Krieg auch zu uns nach Deutschland kommen kann. Dann kann es helfen, zu erwähnen, dass wir hier eine besondere Art des Schutzes haben, weil wir uns mit anderen Ländern zusammengetan haben“, sagt die Familientherapeutin. Ebenso wichtig sei es zu verdeutlich, dass den flüchtenden Menschen geholfen werde“. „Da können Sie als Eltern zum Beispiel die aufnehmenden Nachbarländer, Lastwagen voller Hilfslieferungen und ärztliche Versorgung ansprechen“, so Schels. Auch Kinder selbst könnten etwas tun. Beispielsweise eine Kerze anzünden, eine gebastelte Friedenstaube ins Fenster hängen, abends für die vielen Menschen in der Ukraine beten oder gemeinsam mit den Eltern an Friedensaktionen teilnehmen.


Bastel-Extra: Andrea Kaltenbach vom Familienstützpunkt Unterschleißheim hat eine kleine Bastelanleitung für eine Friedenstaube erstellt. Ein Zeichen, um nach dem Gespräch über Krieg den Kindern das Gefühl zu vermitteln, dass wir mit dem Herzen dabei sind. Die Bastelanleitung könnt Ihr Euch hier herunterladen:


Was die Betroffenheit der Eltern angehe: Im Alltag mit Kindern solle man die eigene Angst versuchen, klein zu halten. Für Ängste seien Freunde oder der Partner die richtigen Ansprechpartner. „Wenn Sie selbst sehr betroffen sind, merkt Ihr Kind das sofort und ist unter Umständen überfordert“, erklärte Schels.

Für mich die beiden wichtigsten Tipps aus dem Vortrag:

  • Im Gespräch mit Kindern über den Krieg ist es wichtig, authentisch zu bleiben und auf jedes Kind individuell einzugehen. Den „einen Satz“, der alles perfekt erklärt, gibt es nicht.
  • Wir Eltern müssen die Leuchttürme für unsere Kinder sein und Sicherheit ausstrahlen.

Zu guter Letzt habe ich noch ein paar weiterführende Links für Euch – natürlich sorgfältig ausgewählt und zusammengestellt:

Kinderfernsehen

  • Logo Kindernachrichten

logo! – die Kindernachrichten des ZDF – ZDFtivi – die Logo Nachrichten empfiehlt auch Heidi Schels.

  • Sendung mit der Maus

Krieg in der Ukraine – Die Seite mit der Maus – WDR (wdrmaus.de)

Info-Sendungen für Eltern

  • Eltern ohne Filter – Bayerischer Rundfunk 

Unterstützung für Eltern – Wie mit Kindern über den Krieg sprechen

  • KiKa

Kika – Aktuelles – Krieg in der Ukraine

  • BusinessInsider

Ukraine-Krieg Kindern erklären: Tipps für Eltern – Business Insider – Hier geht es darum, wie man Schulkinder vor Fake-News und verstörenden Videos schützen kann.

Podcasts für Eltern

  • Podcast des BR

Gespräch mit Psychologin Elisabeth Raffauff : Wie mit Kindern über Krieg und Gewalt sprechen? (br.de)

  • Podcast des WDR

Krieg in der Ukraine: Wie man Kindern die Situation erklärt – WDR 2 – Podcasts und Audios – Mediathek – WDR, von Wissen-macht-Ah-Moderator Ralph Caspers.


Wenn Ihr darüber hinaus noch Fragen habt, empfehlen wir Euch, einfach selbst am Online-Vortrag von Familientherapeutin Heidi Schels zum Thema „Mit Kindern über den Krieg sprechen“ teilzunehmen. Am 28. März hält sie noch einmal einen Online-Vortrag, dieses Mal organisiert vom Familienstützpunkt Taufkirchen. Und wenn Ihr den Austausch mit anderen Eltern sucht, ist vielleicht der Online Elterntalk am 30. März etwas für Euch. Details zu beiden Terminen gibt es hier.

Mutter von Vieren und brennt als solche für Familienthemen, schreibt gern, liest gern, arbeitet als Online-Redakteurin, ist Multitasking-geübt, mag Sci-Fi, hasst Rosenkohl, aufgewachsen in Nordhessen, beheimatet im schönen Unterföhring in Bayern. Mit Tanja teilt sie die Abneigung gegenüber Ungerechtigkeiten jedweder Art.

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