Gesundheit,  Gleichstellung

Bücher, Brot, Feminismus: Ich bin wieder zurück

Hier war es ganz schön lange still um mich. Wenn ich mich nicht täusche, sogar seit September 2023. So lange liegt mein letzter Beitrag zurück – so lange hat Julia alleine über das Thema Familie und den alltäglichen Wahnsinn berichtet. Ich wusste nicht, ob ich wieder zurückkommen würde. Ich bin wieder zurück. Ein bisschen anders, verändert, älter, vielleicht resignierter und mit einem neuen Blickwinkel.

Der tägliche Wahnsinn stand bei mir natürlich aber alles andere als still in dieser Zeit. Im Gegenteil: Es liegen ein Umzug, ein Jobwechsel, zwei Bandscheibenvorfälle, ein Perspektivwechsel und vor allem eine Neuausrichtung meiner Prioritäten hinter mir. Vielleicht sollte ich es eher eine Suche nennen? Doch erst mal von vorne:

Alles neu – alles anders?

Im Dezember 2023 bin ich mit meiner Familie umgezogen. Neue Umgebung, neue Menschen, neuer Blickwinkel. Drei Tage nach Schlüsselübergabe zum neuen Zuhause konnte ich mich nicht mehr bewegen und vor allem nicht mehr aufstehen. Mich ereilte ein sehr schmerzhafter Bandscheibenvorfall (genau genommen sogar zwei). Das bedeutete für mich also erst mal Ruhe geben (quasi einer meiner Stärken..), zuschauen, wie andere unseren Umzug und einen intensiven Umbau wuppen – mich in Geduld üben. Schon ein erster offensichtlicher Hinweis – gar ein Stopp-Schild?

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne?

Ich stürzte mich in einen neuen Job, in die Gesundung des Rückens und irgendwie auch sehr deutlich in eine Sinnsuche – ein Ankommen in der neuen Umgebung. Meine Kinder werden immer älter. Sie sind natürlich längst nicht aus dem Gröbsten raus, Stichwort Pubertät, aber lassen mir nun sehr viel mehr Raum, wieder meinen eigenen Interessen nachzugehen. Dabei spürte ich, dass mein intensives parteipolitisches Engagement für mich nicht gerade zu einem gesünderen Lebensstil beigetragen hatte. Die politischen Entwicklungen der vergangenen Monate ängstigen mich. Es ist in diesen Zeiten alles andere als einfach, im parteipolitischen Engagement zu bestehen. Ich bewegte mich irgendwann ausschließlich in dieser Bubble und das war definitiv sehr ungesund für mich. Es hat ein wenig gedauert bis ich das begriffen habe, aber ich habe die Parteipolitik mittlerweile aufgegeben.

Schon ein erster Schritt für mehr Self-Care, mit dem es mir überraschenderweise auch gleich sehr viel besser ging. Ich habe mich aber einer „Bunt-Initiative“ angeschlossen und versuche so, meine politischen Ideale weiterhin zu vertreten und mich auf diese Weise politisch einzubringen. Denn wer mich kennt weiß, ganz ohne Politik geht es bei mir nicht. Und wenn ich die News der ersten Januarwoche lese, dann darf man politisch auch nicht verstummen. Es muss ja nicht immer die Partei-Politik sein. Da die Welt brennt, bleibt weiterhin wichtig: Sei ein guter und engagierter Mensch!

Doch, da lauerte noch mehr

Meine chronische Schmerzerkrankung meldet sich wieder häufiger zu Wort und es kam auch plötzlich etwas Neues dazu: Etwas anderes nagte in mir. Die Erkenntnis: Ich befinde mich in der Mitte meines Lebens und damit ist die Hälfte meines Lebens bereits vorbei – graue Haare, emotionale Achterbahnfahrten, Sinnkrise usw. inklusive. Das es eine Phase gibt, die vor der eigentlichen Menopause liegt, wusste ich nicht einmal – geschweige denn, das es eine Prä- und eine Perimenopause gibt. Niemand hatte mich darauf vorbereitet, denn darüber wird, wie bei so vielen Dingen die Frauen betreffen, einfach nicht gesprochen – Frauen müssen das wie alles andere in ihrem Leben mit sich selbst ausmachen, es erst mal selbst herausfinden und einfach durchleiden. Denn funktionieren müssen wir ja trotzdem weiter – immer und zu jeder Zeit. Stark sein, einen Plan haben, Karriere machen (aber natürlich nicht zu erfolgreich sein), finanziell unabhängig bleiben (wie genau soll das gehen in Teilzeit mit Gender Pay Gap, Gender Pension Gap, Gender Care Gap, usw.?), die Kinder nicht vernachlässigen, für alle da sein, den Haushalt schmeißen, die Partnerschaft nicht vernachlässigen – kurzum: Alles im Griff haben.

Die Betriebsärztin sagte es mir dann ganz unverhohlen: „Wenn sie anfangen, sich aus dem reproduzierfähigen Alter zu verabschieden, dann werden sie von der Natur einfach aussortiert. Die denkt sich dann, das kann ja jetzt weg.“ Na, das klingt ja motivierend. Ehrlicherweise fühl(t)e ich mich aber genau so.

Neue Prioritäten – neue Routinen: Focus on you

Eine neue Perspektive musste her und ein Besinnen auf das Wesentliche: Gönne Dir den Luxus auf Dich zu achten und Deine Bedürfnisse zu berücksichtigen. Denn wenn Mütter nicht an sich denken, tut es sonst auch keiner. Genau das ist es nämlich: Du solltest Dir selbst am wichtigsten sein und auf die Warnsignale Deines Körpers hören. Wie bei mir mein Rücken – ein unaufhaltsames rotes blinkendes Warnschild, dass sich in den letzten Jahren im Dauer-Alarm-Modus befindet. Ich hatte es nun nicht mehr nur gehört sondern auch verstanden, dass ich etwas verändern muss. Was ist mir eigentlich wichtig in meinem Leben? Was ist meine Leidenschaft und wie finde ich zu ihr zurück?

Lesen. Schreiben. Kultur.

Und auf einmal war es wieder da: Das Bewusstsein dafür, wofür ich einst gebrannt hatte bevor ich Kinder und einen Familien-Alltag hatte, worin ich mich schon immer verlieren konnte: Bücher ❤️! Ich hatte das an anderer Stelle ja schon einmal erwähnt. In Büchern finde ich seit jeher die Möglichkeit mich wegzuträumen, Dinge zu hinterfragen, mich selbst zu reflektieren, meinen Sorgen nachzuspüren. Es eröffnet sich zumindest mir die Möglichkeit, nach der Lektüre eines intensiven Buches manches grade zu rücken oder auch besser zu verstehen und einordnen zu können. Bücher sind auch eine Flucht aus meinem Alltag, manche Dinge lassen sich mit einem guten Buch an meiner Seite besser ertragen. Klingt verrückt, hilft mir aber, meinen Blick wieder auf das Wesentliche zu richten. Ein neu Sortieren meines Lebens also. Ich lese jetzt wieder. Viel und ausdauernd.

Hier wird es deshalb in Zukunft meinerseits also vermehrt Buch-Content geben – die Familienthemen hab ich irgendwie durch. Das Format Ciao Cacao passen wir unserer Entwicklung daher nach und nach an.

Mein Ziel, irgendwann das eigene Buch zu schreiben habe ich ebenfalls weiterhin vor Augen. Ciao Cacao war ja auch bislang ein gutes Ventil für mich, um meine Emotionen, Gedanken und Überlegungen niederzuschreiben und zu teilen.

Brot und Spiele

Außerdem backe ich auch wieder sehr viel Brot und Brötchen. Regelmäßig und erfolgreich. Brotbacken ist mein Yoga. Denn Sport beschränkte sich bei mir bisher ja sowieso nur auf Denksport. Jetzt heißt es also immer öfter: Kneten und nachdenken. Sinnieren über den perfekten Teig, über die richtige Dosis Hefe. Mich in Geduld üben, abwarten können und dem Teig beim Ausruhen zuschauen 😉. Brotteig und ein guter Podcast im Ohr. Möglicherweise ein Podcast über Bücher? Vielleicht gewähre ich Euch demnächst ja mal einen Einblick in meine Podcast-TOP-Liste. Mein neues Motto lautet daher: Bücher – Brot – Feminismus! Verbunden mit dem Appell: Focus on you!

* aka Madame Schärnée * lebt im nördlichen Landkreis München * hoffnungslose gerechtigkeitsliebende Weltverbesserin, bekennende Feministin und Buchliebhaberin * wirbt für mehr Mütter in der Politik * glaubt (trotzdem) an das Gute im Menschen * liebt orientalisches Essen wie Hummus, Falafel und Co * Mitgründerin des Familienzentrums FamilienHaus Unterföhring e.V * lernt durch ihr ehrenamtliches Engagement und den Blog viel über sich selbst und das Leben * ihre Lieblingshashtags: #dieHälftederMachtdenFrauen und #smashthepatriarchy #MütterindiePolitik

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