Familienalltag,  Gleichstellung

Multitasking zum Schuljahresstart – Warum ich gerne Heinzelmännchen hätte

Das neue Schuljahr ist erst 4 Wochen alt und ich bin schon wieder ein Fall für die Stress-Sprechstunde. Vor ein paar Tagen habe ich eine flehende Mail an eine Lehrerin meiner Tochter formuliert. Ich bitte darin um Stornierung einer Wahlpflicht-Veranstaltung. Wir hatten unser Kind versehentlich dort angemeldet obwohl der Termin nicht passt – weil wir den entsprechenden Elternbrief nur überflogen hatten. Wie konnte uns das passieren, fragte ich meinen Mann? Zu viel Multitasking und zu viele Elternbriefe, antwortete er resigniert.

Eine Assistenz für die Kinder-Orga

Also habe ich nachgezählt und komme auf sage und schreibe 22 Briefe! Plus 6 weitere vom Kindergarten. Und die Briefe sind im Regelfall mehrseitig. Eigentlich bräuchten wir allein schon für die Kinder-Orga eine persönliche Assistenz. Er oder sie könnte dann die Kinder betreffende Nachrichten sichten und die wichtigen Passagen fetten, bei den Hausaufgaben helfen, Schulbrote schmieren, Vokabeln abfragen und uns bei Elternabenden vertreten.

Anfang letzter Woche wäre so eine Assistenz sehr nützlich gewesen. Da war mal wieder unsere Anwesenheit an zwei Orten parallel gefragt. Kindergarten und Schule veranstalteten ihre Elternabende gleichzeitig. Ich entschied mich für die Schule während der Gatte daheim die Kinder ins Bad und Bett steckte.

… und für den Haushalt

Zu Lasten dieses Schulstart-Stresses geht hier gerade auch der Haushalt. Der wird „irgendwie nebenbei“ erledigt – ehrlich gesagt mehr schlecht als recht. Ebenso wie die Wäsche. Es vergeht kein Morgen an dem nicht mindestens ein Familienmitglied nach Socken sucht, oder eine Jeans beklagt, die nicht gewaschen wurde. Oder beides. Eine Haushaltshilfe wäre toll. Ebenso wie eine Chauffeurin, ein Koch, eine Tierpflegerin (für die Kaninchen) oder jemand, der einmal die Woche den elenden Großeinkauf übernimmt. 

Copyright: Daniela Engelhard

Nachdem es all diese Heinzelmännchen ebenso wenig gibt wie Verwandte, die um die Ecke wohnen und bei Bedarf schnell einspringen können, müssen wir das als Eltern eben zu zweit schaffen. Multitasking ist das neue Normal. Am Wochenende wird die Arbeit geteilt, aber unter der Woche bin ich der Krake mit den vielen verschiedenen Jobs. was daran liegt, dass ich als eine von diesen typischen Teilzeit-Arbeiterbienen nachmittags zu Hause bin. Wo die Arbeit aber postwendend weitergeht. (Kleiner Exkurs: Ich kann Kollegen, die, sobald ich das Büro verlasse, einen schönene Feierabend wünschen, nicht leiden. Was um Himmelswillen ist ein Feierabend?)

Mehr Kinder = mehr von allem

Das Ausmaß dieser ganzen „Allzuständigkeit“ (so nennt sie Franziska Schutzbach) ist meiner Meinung nach ein Stück weit dadurch zu erklären, dass wir 2 Kinder mehr haben als die deutsche Durchschnittsfamilie. Und somit heißt es halt manchmal „in den sauren Apfel beißen“ und Aufgaben, die on top dazu kommen, z.B. nachts machen. Um kurz aus dem Erfahrungsnähkästchen zu plaudern: Kurz vor Mitternacht kann man durchaus Socken sortieren, den Steuerausgleich vorzubereiten ist dagegen keine gute Idee.

Das Problem hat System

Womit ich mal wieder beim Thema (Un-)Vereinbarkeit bin. Entschleunigen hilft. Also hin und wieder die Notbremse ziehen und den Kindern kein Schulbrot schmieren sondern ein Bifi-Brot einpacken. Oder eine Banane. Oder die Kinder selbst schmieren lassen.

Was auch noch hilft (zumindest mir): Sich darüber klar werden, dass man mit diesem häuslichen Multitasking nicht allein sondern nur ein Hamster von vielen im Rad ist. Und dass die Problematik mit der nicht entlohnten Care-Arbeit System hat. An dieser Front muss ganz dringend was passieren!

Deswegen kommt hier noch ein 📚 Lesetipp: Die Kümmerfalle von Britta Sembach und Susanne Garsofki. Rezension folgt asap (sobald ich mit dem Buch durch bin). 


Hinweis: In diesem Beitrag verwenden wir Affiliate-Links. Wenn Du auf so einen Link klickst und auf der Zielseite einkaufst, bekommen wir von dem betreffenden Online-Shop eine Provision. Für Dich verändert sich der Preis nicht.

Mutter von Vieren und brennt als solche für Familienthemen, schreibt gern, liest gern, arbeitet als Online-Redakteurin, ist Multitasking-geübt, mag Sci-Fi, hasst Rosenkohl, aufgewachsen in Nordhessen, beheimatet im schönen Unterföhring in Bayern. Mit Tanja teilt sie die Abneigung gegenüber Ungerechtigkeiten jedweder Art.

Ein Kommentar

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.